Kurzgeschichten > Alltag |
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Mannes, und fast schien er mir nicht fremd.
Ich bemerkte gar nicht, dass alle Gäste schon gegangen waren, saß wie hypnotisiert am Tisch.
Die ganze Zeit über hatte ich das Gesicht des alten Mannes beobachtet, und mein Blick zu ihm hin, haftete wie von einem Foto festgehalten. Nichts bewegte sich in seinem Antlitz; als wäre er aus Stein gemeißelt, saß er auf seinem Stuhl und rührte sich nicht.
Die Wirtin berührte endlich meine Schulter und gab mir zu verstehen, dass ich der letzte Gast sei und sie gerne schließen würde. Ich wies sie darauf hin, dass sie noch einen weiteren Gast habe. Den alten Mann dort.
Sie sagte verständnislos: „Welchen alten Mann meinen sie?” Ich lachte und sagte: „Den da! Den Alten dort hinten. ”
Sie schaute in die Richtung, in die ich mit meinem Finger zeigte und klopfte mir auf die Schulter, lachte und sagte ganz trocken:
„Das ist doch nur der heilige Geist. Eine Holzfigur aus dem 16.Jahrhundert. Die heilige Kraft, die unseren Beichtstuhl beschützt. Der sitzt auf diesem Stuhl schon, seit es die Wirtschaft Beichtstuhl gibt.”
„Aber,” sagte ich kopfschüttelnd, „Sie haben ihn doch bedient. Ich sah es mit eigenen Augen, wie Sie ihm Määnzer Handkäse und einen Krug Wein an den Tisch brachten.”
Da schaute sie mich an und meinte: „Haben sie dem alten Mann mit dem Klingelbeutel etwas gegeben?“
„Was meinen Sie damit?” fragte ich sie.
„Ich meine den alten Mann, der immer zur selben Stunde in den Beichtstuhl kommt und mit seinem Klingelbeutel um eine kleine Spende bittet. Den werden Sie auch meinen”
Ich lies es dabei bleiben, zahlte und sagte nur: „Ja, ja. Der Wein. Ich denke, ich habe etwas zu tief ins Glas geschaut.”
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