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Kurzgeschichten > Alltag

Der Kuss der Afrikanerin

von Dieter Raedel >>

Konzentriert sitze ich auf meinem Klappstuhl und zeichne. Neben mir ein kleiner runder Tisch, dessen Tischfläche auf dem Bürgersteig ruht. Ich drehte ihn einfach rum, damit er einen sicheren Halt besitzt und benutze die kleinere Fläche als Tableau meiner Zeichenutensilien. Das mache ich seit Jahren so. Oben steht ein Keramikbecher, der eine Ähnlichkeit mit einem Eierbecher nicht verleugnen kann, knapp mit chinesischer Tusche gefüllt. Daneben ein gläsernes Tintengläschen mit Wasser, um stets die Feder reinigen zu können. Beide Gefäße sind mit Malerband am Tisch fixiert, um ein Herabfallen zu verhindern. Wir schreiben Oktober 2007.

Unweit von mir die Open-Air-Galerie an der Gethsemanekirche, die sich am Kirchenzaun die Stargarder Straße entlang zeigt und ein Teil der Bilder in der Greifenhagener Straße, hier aber nur 20 Meter. Christus schaut mir bei der Arbeit zu. Es ist die Christusstatue vor der Kirche. Eine Zeichenunterlage aus Presspappe, worauf sich der Malkarton befindet, liegt auf meinem Oberschenkel. Der Wind kann der Zeichnung nichts
anhaben, alle vier Ecken sind gesichert. Unter der Zeichen - unterlage eine weitere Pappe, die die Zeichnung abdecken kann, falls jemand von mir etwas möchte und ich meinen Zeichenplatz verlassen muss.

Beim Zeichnen ist man in einer anderen Welt. Die Geräusche von den Autos oder die Passanten der Straße nimmt man kaum noch wahr. Strich um Strich entwickelt sich das Motiv innerhalb des schöpferischen Prozesses. Selten bleiben Fußgänger stehn, um meine Arbeit zu betrachten. Das wäre ja offene

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