Kurzgeschichten > Alltag |
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Meine Nachtgänge in der Stadt wurden zum Albtraum. Da ich ständig befürchtete, meine Arbeitskollegin (allein oder in Gesellschaft) während meiner Ausflüge zu treffen, entschied ich mich, nur Gegenden aufzusuchen, in denen sie sich bestimmt nicht aufhalten würde. So verbrachte ich meine Nächte in den abgelegensten und düstersten Teilen der Stadt.
Da ich aber immer unsicher war, die Arbeitskollegin bei meinen körperlosen Streifzügen doch noch anzutreffen, entschloss ich mich eines Nachts, meine Kellerwohnung nicht mehr zu verlassen. So lief mein getrenntes Ich bei Vollmond nächtelang in meiner winzigen Kellerwohnung auf und ab, ein Auge immer aufs Bett gerichtet, wo ich laut schnarchte, das andere hingegen zum Kellerfenster blickend, wo eine winzige Portion der Straße, in der ich wohnte, zu sehen war.
Es ging so weit, dass ich auch nicht mehr aus dem Kellerfenster hinausschaute, in der Angst, meine Arbeitskollegin und ihr Begleiter könnten durch meinen Straßenzug spazieren. Und so saß ich wie am Anfang der Geschichte wieder die ganze Nacht durch wach neben dem Bett und beobachtete mich, wie ich schnarchend meine Ängste durchschlief. Nacht für Nacht, solange der Mond durch mein Kellerfenster schien.
Das hatte seine Folgen. Durch diese bedrückenden Nächte wachte ich jeden Morgen müder und erschöpfter auf. Ich traute mich nicht mehr unter die Leute, geschweige unter diejenigen, die mich kannten oder besser gesagt, die ich kannte. Meine Kontakte zu ihnen beschränkten sich nur auf das Allernötigste. Ich wurde zum Außenseiter!
Als ich nicht mehr weiter wusste, schilderte ich meiner Mutter das Problem. Natürlich nicht die Sache mit meiner heimlichen Flamme. Sie riet mir an, einen dicken Vorhang |
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