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Die Kammerjäger
von Mario Petitto >>
Eines Samstagmorgens, als ich verschlafen am Küchentisch saß und mit Müh und Not die Augen beim Frühstück offen hielt, sah ich etwas hastig über den Küchenboden huschen. Zuerst dachte ich, dass mir meine Augen einen Streich spielten. Doch dann, beim zweiten, fokussierten Hinsehen, erkannte ich, wie eine Schabe den gefliesten Boden im Laufschritt überquerte, bevor sie unter der Küchenkombination verschwand.
Zuerst saß ich regungslos da. Nicht einmal den rosaroten Elefanten, welchen ich nach jeder durchzechten Nacht am Morgen danach im Kühlschrank vorfand, ließ mich so wie der Anblick dieses Insekts erstarren. „Ich glaube, dass ich jetzt ein Problem habe”, war das Einzige, was mein Gehirn mir zu sagen hatte.
Sollte ich den Vorfall der Hausverwaltung melden? Aufgrund meiner zahlreichen Beschwerden der vergangenen Wochen, in denen ich mich über das ständige Bellen und Jaulen der fünfzehn Schäferhunde beklagte, die meine acht Nachbarn in ihren Wohnungen hielten, hatte ich mir im Wohnhaus keine Freunde gemacht. Als ich dann später erfuhr, dass der Hauseigentümer im regionalen Vorstand der Freunde arischer Rassehunde saß, war mir klar, warum meine ebenerdige, zum Hinterhof orientierte Terrasse zur Hundetoilette umfunktioniert worden war.
Gegen mein sechsbeiniges Problem musste ich also selbstständig handeln: Ein Kammerjäger musste her. Von Freunden wusste ich jedoch, dass es seriöse und dubiose Kammerjäger gab.
Die vom seriösen Berufsstand würden vor Eliminierung der Insektenplage eine großflächige Feldstudie betreiben, um die Personalien der Insekten und die Umweltverträglichkeit bei deren Dezimierung zu überprüfen. Und falls sich dann herausstellte, dass man gemäß Washingtoner |
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