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Kurzgeschichten > Alltag

Es sieht nach Regen aus

von Leona >>

Sie schloss die Türe hinter sich zu und ging zurück zu ihrem Arbeitsplatz hinter dem dunklen Pult. „Bitte setzen sie sich“. Ich setzte mich. Der Ledersessel war noch warm. Neben mir thronte ein hohes, dünnes Objekt das sich wohl bei Bedarf als Lampe benutzen liess. Meine Hände fühlten sich kalt an. Ich kontrollierte den Impuls sie nervös aneinander zu reiben. „Es freut mich sie zu sehen. Ich hatte eigentlich nicht mehr damit gerechnet“. Mich freute es nicht. Ich hatte nur keine andere Wahl. „Danke, ich freue mich auch sie zu sehen. Entschuldigen sie die Verspätung“. „Wie geht es ihnen?“. „Viel besser“. Die dunklen Augenringe und mein zerzaustes Aussehen sprachen dagegen. Wir wussten beide, dass ich log. „Gut. Wie haben sie die letzten Wochen verbracht?“. Ich blinzelte als mich ein Sonnenstrahl unvorbereitet traf. „Wie üblich würde ich sagen“. Ich war an diesem Tag wirklich nicht das was man gesprächig nennen durfte. Ich sah für den Bruchteil einer Sekunde Gereiztheit auf ihrem Gesicht aufflammen. Vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet. Ich neige dazu mir Dinge einzubilden. Sie schrieb etwas auf. Der Blick noch auf dem Papier geheftet, fragte sie weiter: „Gut. Und wie geht es ihnen mit den neuen Tabletten?“. Routinefrage. „Sehr gut. Fast keine Nebenwirkungen mehr“. Routineantwort. Ihre Hand schrieb weiter. Sie hob den Kopf und schaute auf die Uhr, die hinter mir an der Wand tickte. „Gut. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.“ Waren wir das? „Ich möchte sie in 14 Tagen wieder sehen“. Ich sie nicht. „Ja sicher, in 14 Tagen also“. „Gleiche Zeit?“ „Ja, gleiche Zeit“, antwortete ich. Ich erhob mich aus dem Sessel. „Auf Wiedersehen“. Sie war in Gedanken schon beim nächsten Termin. „Ja, auf Wiedersehen“. Ich zog die Türe hinter mir zu.
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