Startseite
Texte
Kurzgeschichten
Lyrik
Romane
Experimentelles
Suchen
Texte
Autoren
Autorenbereich
Publizieren
Registrieren
Regeln
Writtenby
Datenschutz
Gönner werden
Impressum & Kontakt
Kurzgeschichten
>
Alltag
Falls Quanten quaken
von Silvia Ittensohn
>>
Eine Betagte im Rollstuhl – umgeben vom Sohn und seiner Frau. Sie stehen am Rand des Teichs. Das Wasser liegt fast still. Nur manchmal kräuseln sich Kreise über der Fläche. Das kaum hörbare Blub, blub – ein leises Selbstgespräch.
Die Schwiegertochter beugt sich zur Frau im Rollstuhl:
„Schau, diese zierliche, violette Libelle. Siehst du sie? Wie sie schwirrt – so knapp über dem Wasser, dass sie fast dahinter verschwindet.“
Ihr Mann folgt diesem Blick, der über die Wasserfläche gleitet und dann einen Punkt fixiert. Schweigend verfolgt er das Schimmern im Licht. „Ich verstehe. Dieser Teich macht den Patientinnen Freude. Sie finden hier etwas Erholung. Aber – sind wir ehrlich: Es ist ein Tümpel. Kaum Leben darin.“
Ich bemerke erst jetzt, dass der Teich vielleicht zu braun ist. Lange war kein Regen gefallen. Auch ich sehe keine Libelle. In diesem Zwielicht ist sie schwer zu erkennen. Einen Moment lang hatte ich die Lektüre weggelegt – dem Gesprächsfetzen folgend.
In das Schweben zwischen Tun und Lassen schiebt sich ein Gedanke: Bin ich hier einem Homo Faber begegnet? Wie gerne würde ich seine nüchterne Stimme – er ist Sohn und Ehemann zugleich – in ein inneres Gespräch verwickeln. Darüber, wie verschieden zwei Blicke auf dasselbe fallen können. Eine Libelle – für sie ein zartes Wesen. Für ihn ein ökologischer Aspekt. Vielleicht würde er mir klug mit Quantenchinesisch antworten, würde ich ihn nach der Libelle fragen. Antworten über Beobachtungseffekte. Inspiration aus der Vielweltentheorie.
Seite
1
2
3
von 3
weiter
Kommentare
(0)
top