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Kurzgeschichten > Alltag
Zurück zu besagter Begebenheit: Es war am vergangenen Samstag, als ich mich am Abend gegen neun Uhr in einer Bar einfand. Ich bestellte einen Krug heisse Honigmilch, denn ich hatte einen verdammt harten Tag hinter mir, eine Lesung, in der ich für eine auserlesene Gruppe aus «Das Einsiedler Zittern» vorlas. Das ganze Buch. 296 Seiten. Ein Wahnsinnserfolg! Standing Ovations. Am Schluss weinten die Leute und baten mich, die Geschichte fortzusetzen und meinem Helden Traugott Traudir ein zweites Leben zu schenken … Unter uns: Ich denke darüber nach.
Also weiter im Geschehen: Die Barhocker um mich herum waren verwaist. Die Gäste des Hauses spürten wohl, dass ich nach dieser Marathonlesung etwas Ruhe brauchte. Doch irgendwann, ich hatte gerade bei Chantal einen zweiten Krug meines süssen Lieblingsgetränks geordert und mir eine Zigarette angezündet, setzte sich ein Mann neben mich: Kahlschlag auf der Kopfhaut, schwarze Lederjacke, tiefe Narben im Gesicht, Tätowierungen ohne Ende, starrer Blick auf meine Honigmilch und ein höhnisches Lächeln auf den mehrfach genähten Lippen. Unheil zog herauf.
Er: «Was trinkst du?»
Ich: «Honigmilch.»
Er: «Schmeckt’s?»
Ich: «Wie nie erlebte Kindheit.»
Er: «Was schaffst?»
Ich: «Schriftsteller. Schreib Bücher.»
Er: «Schriftsteller? Ein richtiger Schreiberling? Ein Schöngeist also. Bravo, Bravo!» Er klopfte mir falsch auf die Schulter.
Und ich, unheilschwanger: «Gell, schön.»
Während unseres kurzen Gesprächs hatte ich bemerkt, dass die Kumpane jenes Glatzköpfigen immer näher an uns herangerückt waren. Ein richtiges Halbrund bildeten sie hinter uns, damit ihnen nur ja kein Wort unserer Konversation entging. Mir war klar, es stand Ärger an. Oder Schlimmeres.

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