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Kurzgeschichten > Alltag
Die Polizei traf ein. Krankenwagen folgten. Ich nippte, noch immer auf dem Trottoir sitzend, an meiner Honigmilch und beobachtete das Geschehen.
«Hast du etwas mitbekommen?», fragte mich eine junge Polizistin, die mich früher schon einige Male vernommen hatte. Sie setzte sich neben mich und wirkte müde.
«Keine Ahnung, was da ablief. Soweit ich es mitbekommen hab, ging es um Literatur.»
«Um Literatur?»
Ich nickte. «Ja, um Literatur. Genauer: Um die Frage, ob man Karl Poppers ‹Das Ich und sein Gehirn› als Belletristik bezeichnen dürfe. Da gab’s offenbar zweierlei Ansichten.»
«Popper und Belletristik? Wer kommt denn auf so eine Schnapsidee? Aber sag mal, was trinkst du da?»
«Mittlerweile lauwarme Honigmilch. Willst du probieren?»
«Gerne.» Sie leerte das Glas in einem Zug, leckte sich geniesserisch die Lippen, blickte mich von der Seite her an. «Du schaust hundemüde aus.»
Ich nickte abermals. «Bin ich auch. Du bist aber auch nicht mehr ganz taufrisch.»
«Kein Wunder. Hab seit einer Woche Nachtschicht, die Gott sei Dank in zwei Minuten endet.»
Ich erhob mich und reichte ihr die Hand. «Dann lass uns gehen.»
Sie liess sich aufhelfen, lächelte müde. «Zu dir oder zu mir?»
«Zu mir. Ist näher.»



27. September 2019
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