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Kurzgeschichten > Alltag

Rachida

von mimo >>

Rachida
1 Nachbarn

Ihren Namen kenne Ich nicht, aber seit einem Jahr wohnt sie in dem langgezogenen Haus mit der grau-blauen Fassade. Ich nenne sie Rachida.
Morgens oder später nachmittags, manchmal sogar zweimal am Tag, sehe ich sie auf dem Rollator sitzen.
Ihr Gesicht der Sonne zugewendet, die frische Luft, die angenehme Wärme genießend.
Ja, sie ist alt, mit Falten im Gesicht, einem Kopftuch (es hat fast jeden Tag eine andere Farbe und Größe), immer dezent, sie möchte nicht beeindrucken damit.
Ihre Kleidung ist einer alten Dame entsprechend, sauber, verdeckend, wärmend, schützend. Sie hat Stil, wie eine Andacht, sie ist still, wirkt erhaben, würdevoll.
Erblickt sie einen Passanten, grüßt sie freundlich, distanziert, aber dennoch präsent und wach.
Sie ist der Erscheinung nach eine Frau, die 70 Jahre erreicht hat.
Ihr Gesicht zeigt die Falten vieler ereignisreicher Tage und erinnert mit jeder Struktur in Ihrem Gesicht an Geschehnisse, die sie betrafen, Ereignisse, die betroffen machten, oder erfreuten.
In ihren Augen ist ein Blitzen, ein hellwaches Beobachten und Sehen, von außen nach innen, von innen nach außen.
Stille Kommunikation. Sie erkennt jeden Ablauf, bevor sich etwas ereignet in ihrem Umfeld. Ihre Augen sind eher klein, fast versteckt und nicht besonders auffällig, aber umso mehr sichtend, sondierend, orientierend. Wenn ich genau hinschaue bemerke ich, dass sie alles beobachtet, ja erkennt und versteht. Es fasziniert mich. Diese Frau zieht mich in ihren Bann bevor wir je einen Blick, oder Worte gewechselt hätten.
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