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Kurzgeschichten > Familie
„Kannst du dir nicht jemand anderen zum Sterben aussuchen?!“ Ich brüllte es in die Wohnung hinaus, verfluchte Gott und die Welt. Vor allem Gott, weil er mir das alles antat. Weil er nicht verhindert hatte, dass dieser Unfall geschah. Weil er dafür verantwortlich war, dass David nun irgendwo war, nur nicht mehr hier. In einer Geste der Verzweiflung fegte ich mit meiner Hand die ganze Badezimmerablage leer. Cremedosen und kleine Fläschchen fielen zu Boden. Eine filigrane Parfümphiole zerbrach, als sie aufschlug und ein süßlicher, nach Honig und Orange reichender Duft breitete sich in dem kleinen Raum aus. Vor mir lagen etliche Dinge auf dem Teppich verstreut. Alles, was sich in den letzten Tagen angesammelt hatte. Und plötzlich fiel mein Blick auf das kleine, blaue Stäbchen. Ich runzelte die Stirn. Was war es? Und dann erinnerte ich mich wieder. Deshalb war ich ja ins Badezimmer gegangen. Deshalb hatte ich vor Stunden, so kam es mir vor, die Apotheke besucht. Mit bebenden Fingern hob ich es hoch. Ich traute mich nicht, auch nur einen Blick darauf zu werfen. Doch ich musste. Langsam drehte ich das Stäbchen um. Meine Augen strichen vorsichtig über die Oberfläche und blieben an einem Punkt hängen. Eine einzelne Träne tropfte auf die Anzeige mit dem kleinen, rosa Kreuzchen. Ich hatte ihn damit überraschen wollen und jetzt war es ein Albtraum geworden.

14. Mai 2010
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