Kurzgeschichten > Geschichtliches |
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begann, mich abzukapseln, ich baute mir eine Mauer auf - äußerlich wie innerlich. Weil ich zuhause zu kurz kam, nahm ich mir bald überall, was ich kriegen konnte, sobald sich nur eine Gelegenheit bot.
Ein Dieb.
Ich wurde ein Dieb.
Ich stahl um des Stehlens willen. Manchmal auch wegen der Geschicklichkeit, die es erforderte. Es ermöglichte mir, etwas ganz Besonderes, Wertvolles, etwas Ersehntes zu erhalten. Ein erbärmlicher Ersatz dessen, was ich eigentlich wirklich bedurfte. Die Befriedigung währte immer nur kurz, schnell ließ ich mein Diebesgut wieder los, ich zerstörte es oder warf es weg, weil es von dem Moment an uninteressant war, in dem ich es endlich in meinen Händen hielt.
Dann gab es da diesen Tag in meinem siebten Lebensjahr, als ich das erste Mal etwas weiterverkaufte, was ich kurz vorher gestohlen hatte: ein Huhn. Ganz berauscht von diesem neuen Erlebnis, trug ich meinen Gewinn mit mir herum, bewachte eifersüchtig und mit Argusaugen die paar Kupfermünzen, mein erstes selbst verdientes Geld. Das war erregender und interessanter als der gemeine Diebstahl. Niemand hätte mir später geglaubt, dass mein Reichtum auf einer gestohlenen Henne gründete. Und doch war es so. Meine steile Karriere begann, als ich meine Taktik abänderte. Ich investierte die geringe Summe und stieg damit gewissermaßen in den Einzelhandel ein. Mal durchtrieben und mal ehrlich, naiv und dann wieder gerissen, erwuchs mir in unserem Stadtviertel bald ein einschlägiger Ruf. Ich war der geborene Händler, eine wahre Krämerseele. Ich konnte mit der Zeit bald alles beschaffen und organisieren, was an Waren benötigt wurde und machte dabei reichlich Gewinn. Kinderkram. Als ich später die |
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