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von meinen Gegnern bestochen, damit man mir ganz den Garaus mache und gleichzeitig vom Sultan zu Höchstleistungen angespornt, um mein Leben zu erhalten. Darüber hinaus erwarteten sie von mir eine hohe Endgeltung für ihre Heilkunst. Doch niemand wusste so recht mit meiner Verstümmelung umgehen. Zwar war die Verletzung als solches nicht unbedingt lebensbedrohend, doch ließ sich die Blutung nicht richtig stillen. Ein Wettlauf zwischen Genesung und Wundbrand begann, ein Rennen an dessen Zieleinlauf der Tod stand und auf mich wartete. Ich unterlag. Mein Lebenswille war ja längst schon gebrochen. So wie mein Leben nun zerrann, verlor auch mein Wort an Gewicht. Die Zahl meiner mir treu ergebenen Bediensteten wurde von Tag zu Tag geringer und die Hyänen wurden dreister. Mit ihrer Weisheit am Ende, ließen schließlich auch die Ärzte von mir ab. Ich lag auf dem Diwan, geschwächt von Schmerz und Blutverlust und sah zu, wie jeden Tag eine Preziose, eine Vase, eine Schatulle, ein Tischchen, ein Teppich weggeräumt und mitgenommen wurde. Einmal wachte ich nachts auf und erlebte den Auszug meiner Frauen. Wie sie leise in der Dunkelheit an mir vorbeihuschten, mehr eine provokative Geste als eine heimliche Flucht. Keine Spur von Mitgefühl in ihren Augen, kein Hass, kein Erbarmen. Nur Gleichgültigkeit.
Woher sollte ich wissen, dass man Liebe auch geben kann?
4. Februar 2008 |
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