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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches

das Messer

von Caro >>

„Neeeeein!“ Das Echo seiner Stimme schallte in der U-Bahn Station. Er keuchte schwer. Sein Hemd war nass und die Haare hingen ihm in wirren Strähnen ins Gesicht. Er taumelte, fand Halt am Fahrkartenautomaten und stützte seinen Kopf gegen das kalte Metall. Alles drehte sich, verschwamm vor seinen Augen und floss ineinander über. Er sank an dem Automaten hinunter, griff vor sich ins Leere und starrte dann mit apathischem Blick geradeaus. Kein anderer Mensch war um diese Uhrzeit noch unterwegs. Er war allein. Er wiegte hin und her, vor und zurück, immer weiter, bis ihm sein Kopf auf die Brust fiel und er zu schlafen schien. Doch plötzlich sprang er auf, lief auf die Schienen, schmiss sich hin und rüttelte wild an den Schienenhalterungen. „schneller, du musst schneller sein, beeil dich!“ Die Worte sprudelten aus seinem Mund, undeutlich, kaum zu verstehen. „Nein nein nein, das Messer! Schnell mit dem Messer, er muss ab, er muss weg! Beeil dich, er kommt, er kommt!“ Wie in Trance zog er an den Schienen, strich dann ganz behutsam darüber und legte seine Wange darauf. „Wo bist du?“ flüsterte er leise „Warum bist du weg?“ „Ahhhhh!“ Seine Hand schnellte vor, zur Faust geballt. Er schlug gegen die Steinwand zu seiner Rechten. Blut tropfte daran herab, als er sie zurück zog. Er steckte den blutigen Handknöchel in den Mund und biss darauf. „muss weh tun! Schmerzen, Schmerzen wie du! Mit dem Messer, das Messer!“ Fahrig tastete er seine Taschen ab, fand aber nicht was er suchte. Resigniert lehnte er sich gegen den Beton und begann wieder, vor und zurück zu wiegen. Wieder streckte er die Hand aus und zog sie zurück. Wieder hatte er ins Leere gegriffen.
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