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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
Heimat ist da, wo Gartenzwerge mit Bewegungsmeldern die Pri-vatsphäre verteidigen, wo «Schönes Wetter heute!» als tiefer Austausch gilt, sofern er überhaupt stattfindet. Wo man sich über die Mülltrennung mehr austauscht als über Lebensfragen.
Heimat ist da, wo Nähe zu Störung und somit Abstand zur Tugend wird. Das nennt man dann Nachbarschaft, da wo Nähe nur geduldet wird, wenn sie in der Bauverordnung steht.
Heimat ist da, wo man die Fenster schliesst, wenn draussen Kinder lachen und da, wo das Fensterputzen zum Leistungssport Wettkampf gehört; und diese werden zweimal jährlich geputzt. Immer am gleichen Wochenende; ob meine Freundin wohl das meinte: die gleiche Kleidung an bestimmten Tagen, wenn hier alle gleichzeitig die Fenster putzen?
Danach kann man sich im Glanz der Doppelverglasung gegenseitig beobachten. Manche greifen dafür zum Fernglas – offiziell, um Vögel zu beobachten….
Warum um Himmels Willen zünden die Kovacics den Grill erst um 21 Uhr an? Heimat ist da,wo der Duft von Grillade nach 20 Uhr als Provokation gilt.
Gegessen wird eigentlich traditionell schweizerisch früh und immer pünktlich, gegrüsst wird knapp. Nüt für uguet, gäu, mir sy grad am Ässe.
Man kennt sich; vom Sehen, nicht vom Sprechen. Sowieso spricht die Stille lauter als jedes Wort. Die Vorgärten gleichen sich, als hätten sie einen gemeinsamen Archi-tekten. Ein Kiesbett, zwei Buchsbäume, ein solarbetriebener Garten-zwerg, der nachts die Einfahrt bewacht. Einfach copy-paste.
Die Kinder spielen drinnen. Draussen ist zu viel Luft.
Und so wachsen die Häuser näher zusammen. Neubau an Neubau, Wand an Wand, Balkon über Balkon. Im gleichen Masse wie sich die Häuser nähern, entfernen sich die Menschen.
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