| Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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Die Dächer werfen längst gegenseitig Schatten. Der Nachbar spendet somit mittlerweile mehr Schatten als die alten Bäume, die weichen mussten. Und früher galt die Gegend als eine mit unverbaubarem Ausblick….
Und doch:
Man lebt nebeneinander. Immer dichter; manche sprechen nur noch über Beschwerden miteinander. Man schützt sich mit Zäunen vor zu viel Nähe und vor Blicken anderer. Zäune sind im Grundbuch eingetragene Grenzen und damit staatlich beglaubigte Distanz.
Und so steht man da, im eigenen Gartenparadies, auf millimeter-rasierter Grünfläche, die Nachbargrundstücke wohlgeordnet zur Rechten und zur Linken.
Meine eingangs erwähnte Freundin zieht zum Fensterputzen immer die gleiche Kleidung und die gleiche Schürze an.
Heimat ist da, wo der Schweizer nicht stört und selbst nicht gestört wird. Man grüsst sich, begegnet einander aber nicht.
Ob im Rosenacker, Blumenfeld, oder Sonnenrain, die Namen wechseln, das Prinzip bleibt. Man bleibt. Man wohnt, wohnt sich ein, wohnt sich fest. Man ist sich ganz nah und doch so fern. Bequem auf Distanz, ordentlich vereinzelt.
(c) Marc P Sahli 2025
16. Dezember 2025 |
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