Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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Feiertage - Aber seine Phantasie war wohl ein wenig überdreht, der Wein, Emmas selbstgebrauter Eierlikör. Schnell schloss er das Fenster wieder und und stellte sich, mit dem Rücken zur Wand, neben die Balkontür. Vielleicht ist es doch nur ein Kehrichtsack, versuchte er sich einzureden. obwohl er als Familienoberhaupt allwöchentlich den Kehricht hinunter in den Container trug und es niemals dulden würde, so etwas auf dem Balkon zu deponieren. Vielleicht ist es eine Schachtel, dachte er und öffnete mutig die Tür. Jetzt war der da draussen sogar aufgestanden, drehte ihm den Kopf zu und sagte in bittendem Ton: Darf ich herein kommen, mir ist so kalt hier oben.
Emil war viel zu erstaunt um zu erschrecken und als er ent-
deckte, dass über der Schulter dieser Gestalt etwas wie ein durchnässter Flügel hing, musste er beinahe lachen und er dachte an einen üblen Scherz, versteckte Kamera oder sowas. Der andere machte bereits Anstalten, den Raum zu betreten, doch Emil sagte in bestimmten Ton: Das geht nicht,
was soll ich den Kindern sagen? denn im kam in den Sinn, dass er ihnen erst kürzlich klar gemacht hatte, dass es keine
Engel gäbe, nie gegeben habe, und auch nie geben werde und sie nur eine Ausgeburt klerikaler Phantasien seien. Aber
ums Himmels Willen, dachte er, wer war denn dieser komische Vogel da draussen?
Wie heissen Sie denn überhaupt, fragte er in den Balkon hinaus und wusste, dass es keine gescheite Frage war. |
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