Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
 |
|
Als Emma am anderen Morgen zu vorgerückter Stunde die Vorhänge zurückzog und zum Durchlüften die Fensterflügel aufriss, sah sie, dass es geschneit hatte. Die umliegenden Dächer und die Bäume unten auf der Spielwiese sahen aus wie mit Puderzucker bestäubt. Die Luft war klar und frostig. Auf dem Balkon draussen lag in der Ecke eine Wolldecke, halb mit Schnee zugedeckt. Das war doch die, mit der sie im Schrank die Schachtel mit dem Wollresten . . .
Wie ist die dahin gekommen? Verwundert hob sie sie auf und bemerkte in der Innenseite eine eigenartige silbrige Staubschicht,
die sich bei zweimaligem Schütteln löste und in Form einer glitzernden Wolke davon segelte.
Emil, hast Du das gesehen? rief sie ins Zimmer hinein und sie bebte vor Aufregung. Sag mal, wie war das gestern Abend, als
Du hier auf dem Balkon standest und Selbstgespräche
führtest, hast Du da nicht etwas von einem gefallenen Engel
gesponnen?
Emil knurrte etwas Unverständliches, drehte sich zur Wand und schlief weiter.
Aus dem Band: Die Vergeltung
27 Erzählungen aus dem real existierenden Alltag
20. Dezember 2011 |
 |
zurück |
Seite
von 7 |
|
 |
Kommentare (0) |
|