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Kurzgeschichten > Humor

Theater Cottbus: So wird man Künstler.

von Dieter Raedel >>

Prenzlmaler: Vor langer Zeit erlebte satirische Geschichte im
Komödianten - Paradies Theater der Stadt Cottbus.

Obwohl ich mich schon lange Zeit mit der Pantomime befasste und auch privaten Schauspielunterricht bei Fritjof Ruede in Leipzig erhalten hatte, blieb ich stets in jungen Jahren mit der Frage behaftet:
Wie wird man ein richtiger Künstler ? Diese Frage bewegte mich.

Aus Berlin kommend, wollte ich der Frage in Cottbus auf den Grund gehen.

So fand ich heraus, dass die Leute vom Theater in einer gegenüberliegenden Kneipe an der Karl-Liebknecht-Straße / Ecke Schillerstraße ihre Arbeit begossen, und zwar sehr reichlich. Mit den Schauspielern musste ich unbedingt in Kontakt treten, um rauszukriegen, wie man eigentlich Künstler wird. Zwar hatte ich in Leipzig den Truffaldino in "Der Diener zweier Herren" gemeistert, doch kam ich als Faxenmacher nie richtig zu Ehren.

Inmitten der Schauspieler, Sänger und Regisseure fühlte ich mich sofort wohl und mir wurde klar, dass man als angehender Künstler zunächst eine gehörige Portion Bier vertragen und das Leben von der lustigsten Seite betrachten muss. Das versuchte ich nun jeden Tag. Alle Komödianten rauchten grundsätzlich "Karo", das wohl übelste Zeug, das die DDR neben der "Berliner Mauer" je hervorbrachte. Als Flüssig-Kompott trank man Kirsch-Whisky. Dieser Fruchtlikör hatte die seltsame Angewohnheit, sich sofort mit dem Bier zu vereinigen und mit geballter Kraft das Gehirn zu besetzen. Diese Invasion fand täglich statt und nach einigen Wochen schien ich bereits Künstler zu sein, da es keine Auffälligkeit gab, die mich in der Kneipe von anderen groß unterschied. Gelacht wurde grundsätzlich immer, obwohl ich heute nicht mehr weiß, welche Gründe damals vorgelegen haben könnten.
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