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Kurzgeschichten > Humor

Vom Mann, der am Bahnhof Bern gegen den Strom lief

von S.H. >>

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht sass Daniel zurückgelehnt in seinem Zugsitz. Endlich Wochenende! Fünf Tage lang musste er sich von irgendwelchen Leadern herumkommandieren lassen, die alle denselben geldgeilen Manager anhimmeln und dabei jegliche Menschlichkeit über Bord werfen. Die konnten ihm jetzt alle egal sein, zumindest für die nächsten zwei Tage.

„Geschätzte Fahrgäste, wir treffen in Bern ein. Ausstieg in Fahrtrichtung... Ähh... Rechts!“, murmelte ein nicht sonderlich motivierter Schaffner durch die rauschende Sprechanlage des Zuges. Daniel packte seine Tasche, stand so schnell auf, dass es vor seinen Augen schwarz zu flimmern begann und drängelte sich nervös in die Schlange der müden Pendler im Gang ein, wobei er sein gutes Gewissen beschmutzte, weil er die kostenlosen Tageszeitungen einfach auf dem Sitz liegen liess anstatt sie fachgerecht wegzuwerfen. Der Zug blieb stehen. Wie von der Tarantel gestochen stürmten gut die Hälfte aller Passagiere durch die Türen des Zuges und stiessen dabei genervt die Fahrgäste von ausserhalb zur Seite, die sich wie hungrige Raubtiere vor der Tür verteilten und darauf warteten in den Zug einzusteigen, bevor der Lokführer noch ohne sie abfahren würde.

Kaum war Daniel an der oben abgeschirmten, aber dennoch frischen Luft, hörte er auch schon den Lärm dieser gigantischen Menschenmenge. Männer, die mit ihren Ehefrauen telefonieren; Banker, die ihren wichtig aussehenden Koffer elegant an jedes ansatzweise nahe Hüftgelenk stupsen; Jugendliche, die sich über die Zukunft nach der Lehre unterhalten.
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