Kurzgeschichten > Krimi |
 |
|
Apfel, Schnaps und böse Zunge
von deserted-monkey >>
Böse Zungen behaupten, ich sei ein schlechter Mensch.
Dabei hab ich nur den Zeitungsjungen erschossen. Aus Notwehr.
Glauben Sie’s mir.
Ich bin weiß Gott nicht kriminell veranlagt, kein Dieb und kein Verbrecher, aber vor allem bin ich kein Mörder. Wahrscheinlich haben Ihnen die Leute etwas anderes erzählt, oder nicht? Selbst meine Nachbarn halten mich für einen Psychopaten, einen Verrückten, einen Irren, reif für die Nervenheilanstalt. Welch schrecklicher Aberglauben bringt Sie dazu so schlecht über mich zu denken? Was für haarsträubende Geschichten kursieren da draußen, in der Verdammnis, über mich? Wissen Sie, ich möchte es gar nicht wissen, also hören Sie mir einfach zu und unterlassen Sie es, mich so anzustarren. Das kann ich nicht ertragen.
Draußen wartet die Verdammnis, wie jeden Morgen. Nur das sie heute schöner ist als sonst. Vöglein zwitschern in den Bäumen, die Sonne lacht vom wolkenlosen, blauen Sommerhimmel, das Gras wiegt leicht im Wind, der Apfelbaum neben dem Haus sieht gesund und kräftig aus. Ja, dieser verdammte Apfelbaum. Wo sind nur meine Zigaretten? Ah, hier. Danke, Mann. Kommen Sie ja nicht auf die Idee, mir von dem Schnaps anzubieten, ich trinke so was nicht.
Sex, Freundschaft, Liebe und anderer Menschen Gesichter kenne ich nur aus dem Fernsehen. Dieser Mann mit den strahlend blauen Augen und dem stoppeligen Kinn, immer um sechs auf Kanal sieben, kennen Sie ihn? Er ist mir wahrlich ein Freund. Doch hoffen wir, das er es noch lange bleiben wird, ehe ihn die Verdammnis da draußen verschluckt. Und der Apfelbaum, ich bin sein Bewunderer.
Wie kann er da draußen, auf den Strassen, dem nackten Grauen ausgesetzt, überleben? Wie lange steht |
 |
|
Seite
von 5 |
|
 |
Kommentare (0) |
|