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Kurzgeschichten > Krimi

Salaud!

von Oliver Wieters >>

Dieses atemlose blinde Spiel ...
Rainer Maria Rilke

"Salaud!" brüllte der kleine Mann.

Gall zuckte zusammen. Er fühlte sich ertappt, obwohl es dafür keinen vernünftigen Grund gab. Wer konnte ihm schon den langen Weg von Tel Aviv bis nach Paris gefolgt sein? Er zitterte, seit er die Stimme des Mannes hinter sich gehört hatte, der ihn so übel als einen Saukerl beschimpft hatte. Gall war entschlossen, sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Vielleicht handelte es sich um eine dumme Verwechslung? Er versuchte unauffällig weiterzugehen. Auf der Höhe des Denkmals für die im Krieg gefallenen französischen Studenten überholte ihn eine stöhnende Joggerin und hüllte ihn in eine Wolke aus Schweiß und Deodorant ein. Nachdem sie endlich an ihm vorbei war, atmete Gall tief durch. In dem Moment ertönte wieder der Ruf.

"Salaud!"

Diesmal war es noch lauter. Gall blieb stehen. War dies am Ende doch der Augenblick, vor dem er sich so gefürchtet hatte? Gall drehte sich vorsichtig um. Zuerst konnte er nichts sehen, weil er von der untergehenden Sonne geblendet wurde. Dann tauchten in einiger Entfernung die Umrisse eines kleinen Mannes auf, der haßerfüllt in Galls Richtung blickte. Galls Herz machte einen Sprung. Aus den Augenwinkeln heraus suchte er seine Umgebung ab. Doch wie üblich waren jetzt, kurz vor Schließung des Parks nur noch wenige Besucher im Jardin du Luxembourg. Ein paar Jogger drehten ihre letzten Runden, und ein alter Mann schüttete seine restlichen Brotkrümel vor den Tauben aus. Schon hatten die Parkwächter damit begonnen, die ersten Passanten herauszukomplimentieren. Auf die Hilfe der Polizisten, die rund um das Palais, dem Sitz des
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