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Kurzgeschichten > Liebe
dem Systematiker, gelang es nicht, sie einzuordnen. Sie war, das sah man, aus der Gegend. Später erfuhr ich: Aus dem letzten Dorf kam sie, dicht vor der Grenze, unten am See.
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Sie sah nicht Butenschön, sie sah mich an. Sie sprach nicht. Sie nahm die Exponatsträger aus dem Koffer. Der Chef gab ihr den Sicherheitsbehälter. Silbrig schimmerte das Metall. Licht kam von der Speziallampe, nicht von draußen. Über
dem See stand die Luft in milchigen Streifen.
.
Mit dem Mundschutz sah sie aus wie eine, die dazugehört. Kraft hatte sie. Ohne Werkzeug, mit bloßer Hand öffnete sie den unter Vakuumdruck verschlossenen Zylinder mit den Proben. Als Butenschön ihr Anweisungen gab, arbeitete sie ohne Zögern und fast ohne hinzusehen. Blickte durchs Fenster auf den See. Vor ihr in drei Schalen die Nährlösung. Wie exakt sie portionierte: Tropfen für Tropfen fiel, nach knappem Fingerdruck. Die Pipette bewegte sich nicht, nur der Gummibalg.
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Perfekt, sagte Butenschön. Er bat sie, ihm bei der Präsentation im Plenum zur Hand zu gehen. Sie stand, die Fremde im Team, unbewegt. Wie klein sie war.
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[ 3 ]
Die Tagung lief ab. Begriff ich, was geschah? Sie, im Hemd der Pioniere, den Kragen weit aufgeschlagen, machte Fotos von allen. Sogar beim Referat des Frauenhofer-Preisträgers kam sie nach vorn. Frech fand man das, wie sie halb auf
dem Tisch liegend ihre Bilder blitzte.
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Der Vortrag rauschte an mir vorüber. Reflektorisch zuckte ich im Blitz-Rhythmus mit. Sah auf sie, die nun ins Labor ging. Mit den Exponaten zurückkam. Noch in der Tür und auch später traf mich ihr schneller Blick. Dunkles Zentrum im Augenweiß. Schwarze Strippchen wippten ihr in die Stirn. Sie sah wie ein Junge
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