Kurzgeschichten > Liebe |
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drauf, auf dies Lippenpaar.
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[ 8 )
Ich wich zurück. Sie mit ihrem kurzen Leib, in sich gespannt wie eine Kugel, hatte schwingende Kraft. Sie zog mir die Unterlippe in die Länge. Sie küßte mich. Nicht im Zusammenschluß der Münder, sondern irgendwie einzeln. Sie schaffte es, mir unten Luft zu lassen. Ein Ziehen und Gezogenwerden. Ich geriet immer mehr zum Ufer. Im Rutschen, im Gedrücktwerden schauderte meine Haut.
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Von ganz woanders, schien mir, kam ihre Stimme. Zur Insel mache ich dich. Kurzbeinig, umschlang sie mich gänzlich. Ich lag wie in einer Höhle von Eis. Sie nahm mir Wärme. Sie verflüssigte sich. Sie floß in mich hinein, mischte sich in
mein Blut. Dann, stoßweise, schwamm sie bis in mein Herz.
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Es tat weh. Zugleich war mir unendlich wohl. Sie ließ ihre Kraft an mir aus. Licht war in der Umschlingung. Sie sprach. Die letzte Landzunge, sagte sie. Sie speiste mir Energie zu. Sie nahm mir die Luft. Ich fiel aus Raum und Zeit. Drehte mich, fiel in Wirbeln, traf auf einen Grund, Schneefeld: ich, von Licht überschüttet nach langem Winter.
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[ 9 ]
Ich erwachte, hörte ihre unentrinnbare Stimme: Die Sonne! Gut für dein Sensorium. Sie faßte mich mit den Schneidezähnen. Ein Lebensvorrat, sagte sie, ein Guthaben. Eine Insel bist du jetzt. Unerreichbar. Ohne Landverbindung.
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Dunkel roch sie, nach Untergrund. Geruch des Modders, in den hineinsinkt, was in der Höhe bricht. Sie war eifrig. Ganz naß machte sie mich mit dem, was ihr aus dem Munde lief. Nun wußte ich, es war, was aus aus dem Boden der Tiefe nach oben kommt.
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[ 10 ]
Das Ende war traurig. Sie wollte nicht in mein Boot. Ich hatte es vorsorglich für zwei Tage gemietet. An patschnasser Hand zog sie |
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