Kurzgeschichten > Liebe |
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Schweine.
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[ 6 ]
Vom Wirt hörte ich, daß die Dorfjungen ein Geheimnis haben. Auf der Insel im Unterholz wachsen sonderbare Pilze. Sie haben Knollköpfe, häßlich ausgestülpt. Bei manchen sind die Stengel hohl, schlauchig. Feuerrote gibt es, aber auch
leichenblasse, giftgelbe. Gruselig die länglichen Totentrompeten. Die Jungen sind aber auf nur einen Pilz aus. Es heißt, er drehe den Mädchen das Herz um. Selten ist er, und wer ihn mit dem Messer schneidet, der verdirbt ihn.
Ausgegraben, schwillt er an, ein richtiger Protz-Stulpen. Aber die Wirkung bleibt erhalten. Nur sieben Sudtropfen vom Höswurz oder Knabenkraut, und du erliegst dem Liebeszauber.
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[ 7 ]
Ich stand auf der Insel und schaute zum anderen Ufer. Ach, die andere Seite. Nichts tat sich. Ein Ausflugsboot kam vorbei. Mir wurde die Zeit lang. Ich hörte ein Wassergeräusch. Mit der einer Hand ruderte sie. In der anderen hielt sie ein Plastikbündel hoch. So schwamm sie heran. Sie sah mich längst. Auch die letzten Meter blickte sie mich an. Stieg an Land. Ich sah, wie reizvoll sie war. Ihr
Gang ohne Schwerkraft. Große, wasserhelle Augen. Die Haut dunkel. Ich sah ganz anders als meine Eltern aus. Sie haben mich weggegeben, sagte sie.
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Sie breitete sich in der Sonne hin, lag im Licht, nackt, voller Leben. Dicht rückte sie heran, sie duftete wie die Meeresfrüchte, die ich bei San Angeli gesehen hatte, auf der kleinen Fischermole. Oder was für ein Duft war es? Ein
Geruch von weit her.
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Ich hielt ihre Hand, faßte ihren Arm. Wie kalt sie war. So bin ich immer, sagte sie und schüttelte sich das Wasser aus dem Schopf. Die Tropfen rannen ihr von der Nase auf den bewegten Mund. Ich schaute immer hin, immer |
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