Kurzgeschichten > Liebe |
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gegeben. Inzwischen war er ihr eine unentbehrliche Hilfe geworden und sie genoss die Gespräche mit ihm genauso wie seine Anwesenheit. Sie mochte nicht an die Zeit denken, wenn er wieder gehen musste. Jetzt kämpfte er im Schlaf gegen einen imaginären Feind. Lisa hob die Hand und strich ihm zögernd über die Wange. Michael öffnete schwerfällig die Augen, sah ihren besorgten Gesichtsausdruck. Er nahm ihre Hand und küsste die Innenfläche, ehe er sich umdrehte und weiterschlief. Michael erwachte irgendwann in der Nacht wie so oft von seinen Träumen. Er zog sich ein T-Shirt über und schlich in die Küche, um etwas zu trinken. Zu seinem Erstaunen traf er dort auf Lisas Mutter. „Können sie auch nicht schlafen?“, fragte sie mitfühlend. „Ich habe schon so lange geschlafen. Ich schätze, Lisa hat meine Wecker manipuliert.“ „Ja, und das war auch richtig so. Sie arbeiten viel zu viel. Dabei sollten sie doch unser Gast sein und sich erholen.“ „Die Arbeit tut mir gut und sie lenkt mich ab.“ „Es ist nur ein kleiner Aufschub. – Machen sie sich um uns keine Gedanken, Junge. Keiner von uns gibt ihnen an dem die Schuld, was uns geschehen ist. Auch Lisa nicht. Sie ist verbittert, weil sie nahezu alles verloren hat. Mit ihren Brüdern starben auch ihre Träume und ihr Zukunft. Aber es werden neue Träume kommen. Sie ist stark.“ „Und was ist mit ihnen? Haben sie nicht auch alles verloren?“ „Ich bin alt. Ich trage ein ganzes, erfülltes Leben mit schönen Erinnerungen in meinem Herzen und ich habe die Gewissheit, dass ich alle meine Lieben bald wiedersehen werde. Sie halten mir im Himmel einen Platz frei. Aber was wird dann aus meiner Tochter?“ „Sie sagten selbst: Lisa ist stark. Und sie haben Recht. |
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