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Liebe die nur Warten kennt
von Kati Simona >>
Mein Blick gleitet durch das schmale Fenster. Ich sehe den kleinen Feldweg, und die Berge mit ihrer monumentalen Gewalt. Sie sind bewachsen mit kleinen Waldschonungen. Ich höre nichts als das Rauschen der Wälder und das Zwitschern der Vögel. Aber einmal am Tage kommt das Postauto. Es hupt und das Hupen ist wie ein Aufschrei in meinen Inneren. Jedes Mal verlasse ich dann mit eiligen
Schritten meine kleine Hütte. Ich schlage die quietschende Tür hinter mir zu. Meine Füße gehen eilig über den staubigen Weg. Ich lasse dann alles in der Hütte hinter mir. Die Wust von Papier und meine Gedanken. Oft trage ich nichts weiter als meinen olivefarbenen Morgenmantel. Meine Füße sind dann noch nackt. Meine Augen starren dann unentwegt zu diesem Postauto. Wird es diesmal halten und meinen unerfüllten Traum verwirklichen. Werde ich diesmal meine Nachricht der Liebe erhalten. Aber nein, das Postauto fährt jedes Mal langsam kriechend vorbei. Es macht nie Anstalten zu halten und meine Sehnsucht zu stillen. So geht es schon lange. Ich weiß nicht mehr wie lange. Erst waren es Tage, ja dann Wochen, ich habe aufgehört die Tage zu zählen. Ich gehe enttäuscht in meine Hütte zurück.
Ich gehe zurück zu meinem immerzu wachsenden Stapel beschriebenem Papier, zurück zu meiner kleinen schummrigen Leuchte, zurück in meine selbst gewählte Einsamkeit und meinen Gedanken. Oft beginne ich danach zu schreiben. Ich fülle die noch leeren Seiten Papier mit meinen traurigen Gedanken und meiner Sehnsucht. Ich habe viele traurige Gedanken, also fülle ich auch viel leeres Papier. Und je weiter die Zeit schreitet, ja, je weiter ich unentwegt auf das Hupen des Postautos warte, um so trauriger werden meine |
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