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Kurzgeschichten > Liebe
Gedanken, und um so mehr Papier fülle ich mit traurigen Gedanken. Die Zeit ist für mich nur noch ein Begriff ohne Inhalt. Ich erlebe Zeit nur noch am Wachsen meines Papierstapels.
Der Tag wechselt mit der Nacht. Die Nacht wechselt mit dem Tag. Das Postauto fährt vorbei und mein unbeschriebenes Papier neigt sich dem Ende zu.
Aber dann.......
Ich halte die letzte Seite unbeschriebenes Papier in der Hand. Mein Stift schreibt die letzten Worte auf dieses Papier:

Liebe, die nur Warten und Sehnsucht kennt, ist keine Liebe

Ich lege sorgfältig diese letzte Seite in meine bereits gepackte Reisetasche zu den anderen vollgeschriebenen Seiten. Ich spüre beim Schließen der Tasche eine große seelische Erleichterung und ich kann wieder frei atmen. Schnell greife ich die Tasche und verlasse fluchtartig meine selbst gewählte Einsamkeit. Ich höre das Singen der Vögel und es klingt wie eine Aufforderung; Geh! Geh! Ich renne fast über den staubigen Weg und da, das Postauto. Es hupt und hält.
Ich sehe den schmalen Umschlag in der Hand des jungen Postbeamten. Ich blicke in sein Lächeln, als er ihn mir reichen will. Aber ich gehe vorbei und ignoriere sein Lächeln und diesen zu lang ersehnten Brief. Ich ignoriere diesen Brief, auf den ich Wochen gewartet habe, gewartet und einen Stapel Papier mit meinen Gefühlen beschrieben habe. Meine Sehnsucht ist auf einem Stapel Papier niedergeschrieben. Jetzt liegt er gut verstaut in meiner Reisetasche. So soll es auch bleiben. Wenn ich sie irgendwann einmal daraus befreie, werde ich in einer bittersüßen Erinnerung an sie zurückdenken.

Liebe, die nur Warten und Sehnsucht kennt, ist keine Liebe.

15. Mai 2005
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