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Kurzgeschichten > Liebe
Diese Augen machen mir fast ein wenig Angst, unbehaglich rutsche ich unter dem durchdringenden Blick auf der kleinen Holzbank ein Stückchen von ihr weg.
Diesmal verzieht sich ihr Mund tatsächlich zu einem kleinen Lächeln, aber die Mahagoni-Augen lächeln nicht mit.
Ich kann nicht anders, ich muss sie einfach fragen. „Was ist los“? flüstere ich und wundere mich darüber, wie unsicher meine sonst so forsche Stimme klingt, fast ein wenig ängstlich. Sie weiß, was ich wissen will. Sie ist die einzige in unserer Gruppe, die nicht spricht. Die nur mit ja und nein antwortet und trotzdem niemals unfreundlich wirkt. Jeder von uns hat den Schmerz in ihrem Blick bemerkt, bei jeder ihrer Bewegungen scheint sie vor Schmerz zusammen zu zucken. Irgendetwas stimmt nicht mit dieser geheimnisvollen Fremden. Und trotzdem – oder gerade deshalb – fühlt sich mein Innerstes auf eine eigenartige Weise zu ihr hingezogen und bringt meinen Körper dazu, immer wieder ihre Nähe zu suchen. Das ist auch der Grund, warum ich heute wach geblieben bin und mit ihr am Feuer sitze, während alle anderen schon schlafen. Sie sitzt jede Nacht allein an der Feuerstelle. Wenn sich alle anderen zum Schlafen in ihre Zelte legen, sitzt sie hier und wird eins mit der Welt um sie herum. Mit dem Feuer, der Dunkelheit, dem Regen, eins mit der Nacht.
Ich sitze still und bereue meine Frage fast schon wieder. Ihr Blick ist wieder in die Ferne gerichtet und ich seufze leise. Mein Blick huscht wieder zu ihrem Gesicht. Die sonnengebräunte Haut über ihren Wangenknochen strafft sich ein wenig als sie plötzlich die Lippen bewegt und sich leise räuspert.
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