Kurzgeschichten > Liebe |
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„Ich verstehe dich so gut, mein Irmaschatz! Aber ich denke, jetzt wo alles heraus ist, wird sich auch alles ändern.“
„Toll! Wirklich toll!“, sagte Irma sarkastisch. „Und wieso höre ich dann nichts von ihm?
„Er ist total fertig, denn er weiß jetzt, dass er furchtbar daneben war. Aber er muss sich erst daran gewöhnen, er traut sich ja selber nichts mehr zu...“
„Von mir aus kann er sich noch zehn Jahre lang dran gewöhnen, ist mir egal...“ Irmas Stimme klang trotzig, aber Irene hörte wohl die Verzweiflung heraus.
„Er steht noch unter Schock“, meinte sie beschwichtigend. „Seltsam, Chris ist doch so ein starker Typ. Und trotzdem hat er sich von diesem Gespräch, das er zufällig belauscht hat, so beeinflussen lassen. Ich kann das immer noch nicht verstehen…“
„Das war es wohl nicht allein“, sagte Irma muffig. „Der Proff hat ihm doch deutlich gezeigt, dass er ihn nicht so liebt, wie man ein Kind lieben sollte.“ Mist, wieso verteidigte sie Chris überhaupt?
„Da hast du Recht! Und diese beiden Sachen, die angebliche Schuld am Tod seiner Mutter und die fehlende Liebe des Vaters – das sagt der Psychologe jedenfalls – diese beiden Sachen haben ihn extrem beeinflusst, bis sie sich schließlich vereinigt haben...“ Chris’ Schwester machte eine lange nachdenkliche Pause, während der Irma immer ungeduldiger wurde.
„Zu was denn?“ fragte sie schließlich ungehalten.
„Zu der Angst, ein eigenes Kind zu haben. Denn das Kind könnte die Mutter töten und würde mit einem lieblosen Vater leben müssen“, sagte Irene bedeutungsvoll.
„Freud lässt grüßen... Interessant!“ Irma versuchte, ihre Stimme sarkastisch klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht so richtig. Doch dann auf einmal kamen ihr Irenes Worte voll zu Bewusstsein, und sie stutzte ungläubig. |
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