Kurzgeschichten > Liebe |
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gerade geschlossen. Drinnen war es sehr gemütlich, Kerzen flackerten, und das gedämpfte Licht der Deckenlampe ließ alle erkennen, was sie gerade verspeisten. Ihre Peking-Suppe war gut angekommen, Gott sei Dank! Sie saßen zu fünft an dem großen Esstisch, der sonst im Keller neben dem Billardtisch sein Dasein fristete, hochkant an die Wand gelehnt. Irgendwie kam das Gespräch darauf, nein nicht auf die Sachen natürlich, die nach der Wette passiert waren, sondern auf den Billardtisch. Sie hatte sich bei Chris’ Vater für die Existenz dieses Billardtisches bedankt, und es stimmte, ihr Onkel war auch Arzt, allerdings kein Chirurg, sondern Frauenarzt, und er hatte wirklich einen Billardtisch, allerdings so ein blödes Carambolage-Ding. Ohne Löcher, wie langweilig!
Chris’ Vater fing an zu lachen. „Wie heißt denn dein Onkel?“ Er duzte sie einfach, er schien einer dieser netten volkstümlichen Professoren zu sein und gehörte somit einer Gattung an, die bestimmt bald aussterben würde.
„Norbert Schlemmer.“
„WAS? Etwa Nobby?“ Er schaute ungläubig drein „Den kenne ich! Wir haben in Dortmund zusammen studiert, das ist ja wohl ein Ding! Was macht er denn noch so?“
„Er wohnt in der Nähe von Heidelberg und hat eine gut gehende Praxis“, berichtete Irma gewissenhaft.
„Das ist ein Onkel von dir?“
„Nur ein angeheirateter. Aus meiner Familie kommen keine Ärzte, wir sind nämlich waschechte Proletarier.“ Irma übertrieb natürlich ein bisschen, sie stammte nicht aus einer Arbeiterfamilie, obwohl ihr das schietegal gewesen wäre, aber ihr Vater war eben ‚nur’ ein simpler Handwerker, und in diesem illustren Kreis von Studierten, von Doktoren – Chris schrieb gerade an seiner Doktorarbeit – und sogar von Professoren, |
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