Kurzgeschichten > Liebe |
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während Madame gerade erzählt, wie sie letztens in einer Kneipe die riesige Schüssel mit Popcorn, die auf der Theke stand, ganz alleine aufgefuttert hat. Mindestens fünfmal erzählt sie das, und sie lacht sich glucksend dabei kaputt, während Irmas Heiterkeit sich in Grenzen hält. Ihr Verhältnis zu Madame ist sowieso recht gespalten. Sie kennen sich schon, seit sie sechzehn sind, und damals haben sie ganz nette Sachen getrieben. Danach traf man sich allerdings nur noch in großen Abständen. Aber es gelingt Madame immer wieder, sich in Erinnerung zu bringen, sie ruft Irma in der Firma an, wo es kein Entrinnen für Irma gibt und erzwingt eine Verabredung. Irma lässt sich fast immer übertölpeln und ist hinterher stinksauer auf ihre Schwäche. Diese Frau hat eine sagenhafte Überredungskraft, ganz grässlich ist das!
Der Name Madame, wie Irma die gute Marion insgeheim nennt, ist übrigens abgeleitet von „Madame Medusa“, einem Stück von UB-40. Die Medusa ist diese furchtbare griechische Göttin, deren Haare lebende Schlangen sind und deren Blick jeden zu Stein verwandeln kann... Gut, ganz so schlimm ist es vielleicht nicht, aber Irma fühlt sich manchmal wie ein Stück Stein, wenn sie zwei Stunden lang Madames eindringlichem Gequatsche ausgesetzt war. Die endlosen Wiederholungen sind schlimm, und sie verschaffen Irma ein Gefühl der Hilflosigkeit. Noch schlimmer ist: Obwohl Madame so eine bestimmende Persönlichkeit hat, ist sie psychisch etwas daneben. Sie kann nämlich nicht ohne Begleitung aus dem Haus gehen, und sie ist deswegen schon seit Jahren in Behandlung. Leider ohne Erfolg. Obwohl der Psychologe ihr ganz tolle Tipps gegeben hat… Irma wird ein bisschen ärgerlich, wenn sie an diese Tipps denkt, aber gleichzeitig muss sie darüber kichern. |
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