Kurzgeschichten > Liebe |
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Das findet Irma beängstigend, er muss doch atmen...
Okay, jetzt atmet er wieder, aber stoßweise und heftig.
Vielleicht träumt er schlecht, das kann jedem mal passieren.
Aber dann auf einmal stöhnt er qualvoll im Schlaf auf, und es hört sich furchtbar an. Ist sie von diesem Geräusch wach geworden?
Sie dreht sich langsam zu ihm herum. Wieder setzt sein Atem aus, und sie spürt, dass er anfängt zu zittern.
Und dann murmelt er vor sich hin: Wenn er nicht gewesen wäre, dann würde sie noch leben.
Irma ist vor Schreck wie gelähmt, was ist, was hat er? Es hört sich schrecklich an.
Wieder stöhnt er es, diesmal abgehackt und stoßweise: Wenn er nicht gewesen wäre, dann würde sie noch leben.
Was soll sie tun? Sie hat Angst. Sie hat Angst um ihn. Sie muss ihn aufwecken von diesem Alptraum.
Sie schiebt sich vorsichtig an ihn heran, streichelt kurz seinen Rücken und sagt dann leise: „Ist ja schon gut. Du träumst nur.“
Sofort hört er auf zu stöhnen, es scheint, als ob er ihre Stimme gehört hat. Irma zieht vorsichtig ihre Hand zurück. Oh Gott, was ist los mit ihm? Es erschüttert sie, dass er so hilflos ist, so kennt sie ihn gar nicht, er ist doch der abgebrühte Typ, der von keinerlei Gefühlsregungen bewegte Mann. Aber jetzt nicht, jetzt ist er so entsetzlich hilflos. Wie kann sie ihm helfen. Am liebsten möchte sie die Arme um ihn legen, ihren Kopf an seinen Rücken schmiegen und ihm Worte des Trostes zuflüstern.
Aber sie tut es natürlich nicht. Sie gibt ihm nur einen zarten aufmunternden Klaps auf die Schulter, und kurz danach werden seine Atemzüge wieder flacher, und er scheint fest zu schlafen. Irma lauscht seinen Atemzügen, während sie ratlos in die Dunkelheit starrt. |
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