Kurzgeschichten > Liebe |
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nicht mehr im Elternhaus wohnte, sondern für eine eigene kleine Wohnung Miete zahlte, fand sie schlichtweg schockierend und verwerflich. Sie kannte die Kreise, in denen ich verkehrte, nur vom Hörensagen und ich tat nichts, rein gar nichts, um sie ihr näher zu bringen. Da jegliche intime Begegnung mit Klara auf die Zeit nach unserer Hochzeit datiert war, ich jedoch nicht auf mein Vergnügen und meine Bedürfnisse verzichten wollte, pflegte ich meinen gewohnten Lebenswandel weiter. Ich plante sogar ernsthaft, all meine Liebschaften mit in die Ehe hinüberzuretten. Und Klara? Sie begann mich zu lieben und - nach ihren Maßstäben gemessen - sogar zu begehren. Das außer Dienst gestellte Wrack, das mir heute aus den Spiegelscherben der öffentlichen Bedürfnisanstalt entgegenblickt, lässt kaum mehr erahnen, welch schneidige und elegante Erscheinung ich damals war. Zu meinem attraktiven Äusseren gesellte sich ein wacher Geist und mein geübter und routinierter Charme. Die ausgemergelte Kreatur, die Ihnen hier gegenübersitzt und sich kaum noch aufrecht halten kann, war einmal ein Bild von einem Mann! Schütteln Sie nur den Kopf: Die Grenze zwischen Erfolg und Niedergang verläuft bisweilen auf einer hauchdünnen Linie, und diese ist schneller überschritten, als Sie glauben!
Klara konnte sich mir genauso wenig entziehen wie all die anderen Frauen auch. Sie begann, mich in meiner Wohnung aufzusuchen. Zunächst unter harmlosem Vorwand, ganz züchtig mit ihrem Mädchen, später dann, mutiger geworden, zunehmend allein. Ich nutzte die Lage aus. Natürlich! Wobei ich zu meiner Rechtfertigung anführen möchte, dass ich Klara keinesfalls zu etwas drängte. Ich überließ ihr gewissermassen die |
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