Kurzgeschichten > Märchen |
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war, er musste sich fügen. Und da er zwar klein und schüchtern, doch keinesfalls feige war, schritt er die kalten Stufen hinunter in den Keller zu Morella. Aber eigenartig – je tiefer er kam, desto weniger Angst hatte er. Obwohl er im Halbdunkel nicht viel sah, kam ihm die Umgebung sogar irgendwie vertraut vor. Nur ein- oder zweimal war er in diesem Keller gewesen und so richtig konnte er sich gar nicht mehr daran erinnern, auch nicht an Morella, doch er spürte das eigenartige Gefühl, schon sehr oft hier gewesen zu sein. Er konnte es sich nicht erklären. Roy kam in einen Raum, der durch ein Kaminfeuer hell erleuchtet war, so dass er an den Wänden Regale mit seltsam anmutenden Gläsern sehen konnte. In der Mitte stand ein großer Holztisch mit vier Stühlen, und als Roy zu dem Kamin blickte, sah er dort eine gebückte Frau mit grauem, wallendem Haar Holz hineinwerfen.
»Komm ruhig näher, Roy Rapperpotz«, sagte die Frau ohne sich umzublicken. »Ich habe schon auf dich gewartet. Du solltest eigentlich schon längst hier unten sein, schon seit Wochen. Was hat dich aufgehalten?«
Roy wusste nicht so recht, was er erwidern sollte.
»Direktor Finlox hat mich eben erst heruntergeschickt. Sie sollen mir die Haare schneiden«, sagte er schüchtern.
»Finlox, dieser Trottel«, erwiderte Morella empört. »Haare schneiden. Ist das sein einziges Problem? Haare schneiden? Der hat keine Ahnung von dem, was hier wirklich vor sich geht. Setz dich.«
Neugierig schaute sich Roy im Raum um. Als er sich langsam setzte und wieder zum Kamin blickte, war Morella plötzlich verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Er sah in jede Ecke, doch er konnte sie nicht mehr sehen. Er war jetzt ganz allein. Da saß |
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