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Kurzgeschichten > Menschen
ich alt werden, bevor mir dieser Wunsch erfüllt wurde. Erst im Alter ergab sich eine Gelegenheit. Auch das kam zu spät. All diese eingesperrten Kreaturen. Rüssel und Federn und Hörner und Fell. Abgehakt also auch das. Die Mathematik dagegen zählte immer noch. Sie war meine Wegbegleiterin durch gute und durch schlechte Zeiten. Denksportaufgaben, die mich ablenkten und am Leben hielten. Aber mein Augenlicht ließ mich im Stich. Zuletzt konnte ich dich Zahlen, die ich auf den Block kritzelte, nur mehr verschwommen erkennen, und manchmal fragte ich mich, ob mich das Ergebnis unter dem Bruchstrich überhaupt noch interessierte. Eine meiner Töchter legte mir meinen Rechenschieber als Grabbeigabe in den Sarg, eine Geste, die ich als sehr liebevoll empfand.

Ehrlich. Ich rechnete wirklich gerne. Obwohl ich mir früher oft anhören musste, ich könne nicht bis drei zählen: arm wie eine Kirchenmaus und doch jedes Jahr ein neues Kind gezeugt, immer noch ein Maul mehr zu stopfen. Ich frage mich, wie wir es damals überhaupt schafften. Gut, die Älteren mussten aus dem Haus, wenn sie fünfzehn oder sechzehn Jahre alt waren. Sie schliefen zu dritt oder zu viert im Bett. Der Jüngste blieb länger. Ausgerechnet er bettelte uns am Schluss immer noch um Geld an und war bis zuletzt so skrupellos, uns um Bargeld anzubetteln. Wo er doch eigentlich wissen musste, dass wir mit unserer armseeligen Rente kaum selbst über die Runden kamen. Sie kann halt nicht nein sagen. Es ist ihr Lieblingssohn. Sie gibt immer wieder nach und steckt ihm verstohlen mehr Geld zu als es vernünftig ist. Aber gerade diesen Wesenszug mochte ich an ihr, er tröstete mich oftmals über ihre Gefühlskälte hinweg, schimmerte hier
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