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Kurzgeschichten > Menschen
Dummerweise gab sie ihnen auch noch Geld, genau wie sie es jetzt mit unserem Jüngsten praktiziert. Das ging lange so. Bis ich müde wurde. Lethargisch. Bis ich nicht mehr genug Energie hatte, um mich mit den Forderungen und Ansprüchen zweier Frauen auseinander zu setzen. Obwohl ich die Andere als meine große Liebe betrachtete, war es irgendwann einfach zu Ende gelebt und ich ging nicht mehr zu ihr. Als sie starb, wollte ich zunächst nicht einmal an ihrer Beerdigung teilnehmen, und wenn meine eigene Frau mich nicht dazu überredet hätte, wäre ich an diesem Tag zuhause geblieben. Im Alter schwindet auch der Geist, die Kraft, die ein Leben lang die wahren Emotionen verdrängen und zurückhalten konnte. Und diese Emotionen wollten nun ans Tageslicht. Sie wollten betrachtet werden. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten, ich wusste nicht, wie ich mich der Bilder erwehren sollte, die nun aus den dunklen und unergründlichen Tiefen emporstiegen. Es war Zeit zu gehen. Es war vorbei. Ich hätte mir die Augen damals operieren lassen sollen, als ich noch rüstiger war. Irgendwann war es dafür zu spät.

Lebensmüde werden.
Achtzig werden.
Und dann gehen.


4. Februar 2008
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