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Die Adventsgewohnheit des Herrn H und die verwirrte Frau W
von Marc P Sahli >>
Kapitel 1
Hans Haldimann ist 89 und lebt in Mitteldorf und in Mitteldorf gibt es seit 25 Jahren die Adventsfensterdekorationen. Sie ist schon Tradition geworden. Die meisten Einwohner, die mit-machen, nehmen jedes Jahr teil und die Adventsfensterkommission hat die undankbare Aufgabe entweder neuen Bewerberinnen oder aber auch langjährigen Teilnehmern abzusagen. Vor allem die langjährigen sind dann eingeschnappt, wenn sie ein Jahr aussetzen müssen. Ob denn das stunden- und tagelang gebastelte Fenster letztes Jahr nicht gut genug gewesen sei? Frau von Gunten, eine ältere Witwe, Mitglied im Frauen- und Turnverein ist so eine und jeweils sehr heikel und verträgt es schlecht, wenn sie ein Jahr pausieren muss. Sie ist tob- und rachsüchtig, dessen ist sich die Adventsfensterkommission bewusst und hat meist den Namen von Frau von Gunten – wenn immer irgendwie möglich – bereits im Vorjahr für den nächsten Advent in der Liste. Platz ist rar. Es gibt ja jedes Jahr nur 24 Adventsfenster, nicht mehr und nicht weniger. Ja, die Arbeit einer solchen Kommission ist schwierig und ernst zu nehmen, damit der Dorffrieden gewahrt bleibt. Seit zwanzig Jahren ist es Brauch, dass die teilnehmenden Haushalte an „ihrem“ Tag ihre Wohnung fürs Publikum öffnen.
Kapitel 2
Das Altersheim hat sich auch an der Gestaltung eines Adventsfensters beteiligt. Da sammelten die Bewohner Tannzweige und bastelten mit grossem Engagement und manchmal nicht so viel Geschick Samichlöisli. Und Herr Hirschi hortete den Leim immer unten bei sich in der Ecke, das passte Frau Spycher grad gar nicht, was sie ihn auch wissen liess, indem sie ihn anwäffelte. Dann hing die frohe Truppe von acht Bewohnerinnen und Bewohnern |
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