Kurzgeschichten > Menschen |
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gewesen, dachte sie weiter. Gut eine Stunde nachdem sie aufgestanden war, verliess die Frau ihre Wohnung, um die Tageszeitung zu holen. So spät war sie das ganze Jahr noch nie dran, dachte sie währenddem sie die Stufen herunterschlenderte. Dabei musste sie schmunzeln. Weil sie heute verspätet zum Briefkasten kam, traf sie auf den Hausabwart, Herrn Grau. Er sah betrübt aus. Fast schon depressiv. „Guten Tag, Frau Albermann“, sagte Herr Grau und kam auf die alte Frau zugerannt. Er hielt ihre Hand für einen kurzen Moment. Dann begann er zu trauern: „Sie wissen ja gar noch nic ht, was passiert ist, Herr Mörlinger, der gute, alte Knut ist gestern Abend verstorben. An Herzversagen. Ach, entschuldigen sie, ich bin immer noch so geschockt“. Der Hausabwart verliess den Flur und ging in seine Wohnung im Parterre. Er sah ganz schön mitgenommen aus. Die alte Frau stand nun alleine vor dem Briefkasten, mit zitternden Händen und offenem Mund. Das konnte nicht wahr sein. Sie hatte ihn doch gestern noch gesehen. Die alte Frau öffnete ihren Kasten und zog die Zeitung heraus. Dann kullerte die erste Träne über ihre Wange. Was hatte sie in den letzten Tagen für Probleme. Und jetzt noch ein Todesfall. Sie hatte Herrn Mörlinger zwar praktisch nicht gekannt, aber trotzdem folgten weitere, dicke, schwere Tränen. Dann liess sie die Zeitung fallen und schluchzte. Sie wurde ganz nervös. „Bis bald“ schrie sie so laut es ging, „bis bald, hatte er gesagt“. Dann fiel die alte Frau in Ohnmacht. Herr Grau hatte das Geräusch bemerkt und rannte sofort zu ihr. Er handelte schne ll und brachte sie gleich ins Krankenhaus. Doch vergebens. Die alte Frau war gestorben.
Gestorben an einer Herzattacke. |
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