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Eine Blume in der Wüste
von Frederic Weiss >>
Raureifrinden,
Rabenwetter.
Rasend langsam
fliegt die Zeit
Ciconia nigra, der Schwarzstorch, Ordnung Schreitvögel. Hier bei uns in Mitteleuropa ein recht scheuer Kulturflüchter, der schon bei geringfügigen Störungen seinen Neststandort aufgibt. Ernährt sich vorwiegend von Fischen, Wasserinsekten, Molchen und Fröschen. Im Gegensatz zum Weißstorch stoßen Altvögel einen melodischen Ruf aus. Von August bis März überwintern sie in Afrika. Wie? Das hab ich Ihnen noch nicht erzählt? Doch! Natürlich wäre ich gerne Ornithologe geworden. Seit ich als Bub die verletzte Rohrweihe (Circus aeruginosus) fand und sie klopfenden Herzens zum Forstamt brachte. Obwohl er gerade Feierabend machen wollte, fuhr der Forstangestellte mit uns dann doch noch zum Tierarzt. Seine Flüche ängstigten mich. Ich hatte zeitlebens Angst vor Aggressionen und konnte nicht einschätzen, ob ein Fluch nicht auch noch eine Handgreiflichkeit nach sich ziehen wird. Doch der hier blieb friedlich. Ich durfte helfen, den Vogel gesund zu pflegen. Seither hege ich eine große Leidenschaft für unsere gefiederten Mitgeschöpfe, bin gleichermaßen fasziniert von ihrer Wildheit und ihrer Ästhetik. Jedenfalls gingen nach diesem Erlebnis meine Jugendträume in eine ganz bestimmte Richtung: ich sah mich mit einem Forscherteam auf den Galapagos Inseln Fregattvögel (Fregatidae) beringen, völlig von meiner Arbeit besessen und immun gegen die wütenden Hiebe ihre gebogenen Schnäbel; ich spürte im Okavango Delta dem seltenen Schuhschnabel (Balaeniceps rex) nach, ohne mir der Wolken von Moskitos, der schwülen Hitze oder meines brennenden Durstes bewusst zu werden; vielleicht ginge es, so malte ich es mir aus, auch darum, die |
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