Kurzgeschichten > Menschen |
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Kaffee brachte, wie immer für meine Frau und mich. Er wies den Kaffee zurück, so dass ich dann beide Becher trank. Mein
Kreislauf, Sie können sich vorstellen, auf dem Weg zu seinem Auto, mit dem ich mich zur Station bringen liess, musste er mich stützen. Manchmal lief ich Hölderlin davon. Das war anschliessend an die Sitzung der Literaturgruppe. Ich schoss dann grusslos über den U-Bahnsteig, rannte, was
meine kurzen Beine hergaben und sprang in meinen anfahrenden Zug. Es kam aber auch vor, dass ich ihn, ohne dass er es merkte, in "meiner Linie" mitfahren liess. So konnte ich noch seine Unterhaltung geniessen, wodurch er allerdings wesentlich später nachhauskam als ich, denn ich wohne nicht so stadtnah wie er. Ich, als Freund Hölderlins, war ausdauernd. Wenn ich nach längerer Pause bei ihm anrief, sagte ich gewandt: "Hölderlin, ich will von dir einmal wieder Nutzen ziehen." - Voller Wärme, fragte er mich dann: "Was hast du auf dem Herzen?" Meine Antwort am Telefon (jedes Detail ist wichtig): „Weisst du, Hölderlin, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“ Ich glaube, er mochte uns Literaten nicht. Nicht in dieser Welt und auch drüben nicht. Ich glaube, er wollte in einen ganz entlegenen Teil des Himmels. Schon hier auf der Erde hat er immer das an sich gerissen, was schwer verdaulich war. Wenn Sie mich fragen: Ihm fehlte jene wasserdichte, bei einigen von uns beim beruflichen Aufstieg zusammengelötete Selbstsicherheit. Die hätte ihn weitergebracht.
Hölderlin machte Fehler. Sein Stolz, seine unnahbare Art, wenn ich ihn zum Eisbeinessen abholen wollte. Der herablassende Blick, den er sacht, langsam, so unendlich kühl zum Fernseher |
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