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Kedwarra. Er wirkt adrett und sieht irgendwie intellektuell aus. Der ältere, gut aussehende Herr setzt sich neben Esthes auf den Boden. Er lächelt sie gütig an. Er grummelt etwas auf Arabisch und schaut dabei zu Omar. Daraufhin löst Omar die Kordel von ihrem Handgelenk. Der Herr mit dem gütigen Gesicht berührt die verwundete Hand nur mit zwei Fingern. Welch wunderbare Berührung. Dieser Körperkontakt scheint alles Unangenehme dieser Welt wegzunehmen. Vorsichtig streichen die Finger des Alten immer wieder vom Handgelenk nach oben. Er murmelt arabische Worte wie im Rhythmus eines Gedichts. Das Gedicht ist lang. Außen herum herrscht Stille im Raum. Die Art der Stille, die ohne Zeit ist. Unendlich lang hätte Esthes es ausgehalten von diesen Händen berührt zu werden. Der hell gekleidete Herr schaut sie an und beendet seine Redzitate. Er lächelt, nickt, steht auf und verabschiedet sich mit einer Kopfbewegung in Richtung Esthes. Plaudernd mit Hamed verlässt er die Hütte.
„Was hat der alte Mann gesprochen hat?“ fragt Esthes
„Das war ein Mann der Moschee, sagt Omar. „Mit seinen Worten aus dem Koran verhindert er, dass sich das Gift weiter im Körper ausbreitet. Er kann es zurück schieben. Du wirst es merken, der Schmerz wandert zur Stichstelle zurück.“ Die Rückwanderung des inneren Getöses scheint bereits zu beginnen.
Fatima kommt zur Tür herein, gefolgt von Halima und deren beiden älteren Kindern. Alle stehen zu dieser ungewöhnlichen Besuchszeit um Esthes auf ihren Deckenhaufen herum. Fatimas Gesicht ist entspannt, sie lächelt freundlich. Ein gutes Zeichen weiß Esthes. Fatima nimmt Esthes Finger und beschmiert ihn mit einer stinkenden, braunen, leicht bröseligen Paste. |
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