Kurzgeschichten > Menschen |
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Mit dem Verlangen war es so eine Sache. Egal, wie alt man wurde, aber das Begehren hörte niemals auf und im Bezug auf ihren Chefbuchhalter war es stärker denn je. Nur, mehr als seine Chefin, sah er nicht in ihr. Seine Gunst hatte er dieser kleinen Schlampe, die sie heute feuern würde, geschenkt. Sie hatte die beiden neulich in der Cafeteria beobachtet, wie er zärtlich seine Hand auf die ihre legte und sie dabei verliebt ansah. Bei dem Anblick war ihr fast das Kotzen gekommen. Wütend knirschte sie mit den Zähnen, sodass ihr Doppelkinn und ihre herunterhängenden Wangen, die sie, wie eine Bulldogge aussehen ließen, zu beben anfingen. Unwirsch legte sie den Spiegel beiseite und rang nach Fassung. Ja, das würde ihm teuer zu stehen kommen! Zwar konnte sie ihm in seiner korrekten Arbeitsweise nichts anhaben, aber dafür würde sie seine Tussi feuern. Kurzen Prozess würde sie mit ihr machen. Damit konnte sie ihn bis ins Mark treffen. Das wusste sie. Mit zitternden Fingern öffnete sie die unterste Schublade ihres Schreibtisches und holte einen Flachmann heraus. Dann drehte sie den Verschluss der kleinen Flasche auf und nahm einen kräftigen Schluck davon. Als sie spürte, wie der hochprozentige Alkohol ihre Kehle hinunter rann und in ihrem Hals ein wohltuendes Brennen hinterließ, drückte sie auf den Knopf der Sprechanlage, die sie mit ihrem Sekretär verband. Ja, Inge hatte einen Mann in ihrem Vorzimmer. Sie konnte solche aufgetakelten Tussi’s neben sich nicht ertragen. Er war ein schöner Mann, jung und kräftig. |
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