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Kurzgeschichten > Mystery

Bilder

von Marc Philippi >>

Kommissar Georg spürte die Angst des Versagen seinen Rücken hochkriechen, ein Gefühl, dass ihm bis dahin fremd war. Die Aufklärung eines Falls war stets nur eine Frage der Zeit gewesen, nie jedoch, ob er es überhaupt schaffte. Nun beschlich ihn das ohnmächtige Gefühl, zu spät zu kommen, wie ein schlechtes Gewissen.
Acht Fotos lagen vor ihm, angeordnet in zwei Streifen zu je vier Bildern. Die miese Belichtung, der mit Kugelschreibergraffiti verschmierte Hintergrund und schließlich das Passbildformat versprühten den typisch trostlosen Bahnhofsautomatencharme der Portraitaufnahmen.
Rätsel hatten in Georgs Augen nichts grauenerregendes, daher ließ er sich bei einem neuen Fall immer zuerst vom Grauen überwältigen und suchte dann das Rätsel. Diese Trennung garantierte die ungetrübte Einsatzfähigkeit seines Spürsinns.
Hier versagte diese Taktik, so eng waren Grauen und Rätselhaftigkeit miteinander verwoben.

Das erste Bild zeigte einen alten Mann. Er saß vor der Kamera und sah in sie hinein. Es war kein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen, das typische erste Foto eines Automatenbildstreifens.
Unsicher, was zu tun sei, unwissend, wie er wirkte und zu nervös, um ehrlich lächeln zu können.
Der Mann hatte kein besonders hübsches oder hässliches Gesicht. Es war kein Mann, der einem im Vorübergehen auf der Straße länger im Gedächtnis geblieben wäre, als der Augenblick, in dem man ihn sah. Und doch drängte das Bild mit einer Heftigkeit, der man sich nicht entziehen konnte, eine Geschichte zu erzählen.
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