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Über das Schweigen
von Robert Winter >>
Ein Tractätlein von Peter Grünfeld
Heute werde ich über die Stille und das Schweigen reden.
Was ist das doch für eine selthsame Sache, diese Stille, diese Einkehr und dies Hineinschauen in sich selbst, dies Stillhalten und Sinnen. Ich bin oft schweigsam, wenn ich meine bescheidenen Aufgaben zu verrichten habe und denke mir: Welche Freude bringt einem doch das Schweigen. Ich bin ja kein Mönch oder Priesther oder Pope. Habe immer mein Brot selbst erarbeithet und nie geruht und gerasthet.
Überall strömen Laute, Wörter, Geräusche auf uns ein. All dies Geschwätz peitscht die Seele auf. Das Gelärme der Welt ist ein Orkan, der über die Stille Insel der Seele hinwegbraust. Die größten Meister aller Zeiten haben das Schweigen und die Stille dem Schwatzen und Schreien vorgezogen. Es ist schwierig, das müsst ihr mir glauben, über dies Thema eine Schrift aufzusetzen. Was ist eigenthlich Schweigen?
Schweigen ist ein bewusster Verzicht auf Entäußerung zugunsten der Verinnerlichung des Geistes. Der Geist will zur Seele hineilen, die nur ein Thunnel ist, finster und kalt, ein Spahlt, durch den das Licht Gottes leuchtet. Und so dürstet die Seele nach dem Gotteslicht, unabhängig, wie schmutzig und dunkel sie selber ist. Schwarz ist meine Seele, krank und in wilden Krämpfen des Gemüths.
Ich bin kein gelehrter Mensch, habe die Schule nicht lange und nicht regelmäßig besucht; die Straße und die Gasse waren meine Heimath. So trieb ich mich jahrelang um, trank, hurte, stiehl hie und da. Meine Kinder- und Jugendjahre waren laut und stürmisch. Ich habe meine Jugend in verruchten Hafenkneipen und unter Trinkern, Dieben und Schwerenötern verbracht. Auch einige Quacksalber und |
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