Kurzgeschichten > Science Fiction |
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Zum ersten Mal meldeten sich die anderen Teilnehmer der Besprechung zu Wort: “Gut, was verstehen Sie unter Radikaloperation?” fragte Martin Fürrer von Roche. Alle blickten erwartungsvoll auf Dr. D., der sich räusperte: “Nun, das bedeutet, daß wir unsere gesamte Hard- und Software verschrotten und neu anschaffen müssen: Alles, was an integrierten Optionen in den Systemen steckt, bis hin zur letzten Steckkarte, alle Programme, die gesamte Peripherie.”
Es herrschte düsteres Schweigen. Die apokalyptischen Reiter der Informationstechnologie hatten das Gefühl, auf ihrer Fahrt auf dem Daten-highway die falsche Abfahrt genommen zu haben und in H. G. Wells Zeitmaschine zu einem Tanz auf dem Hexensabbat zurückkatapultiert worden zu sein. Alle nickten, keiner sagte ein Wort. Die Operation erhielt den unverdächtigen Namen “Computerverschrottung”. In den nächsten Wochen wurden in allen drei Konzernen Hunderte von Personal- computern, Workstations und Servern, Peripherie und Software zu Transporten zusammengestellt, deren Ziel eine Sondermüllentsorgungsanlage in der Grafschaft Kleve war....
Den Laptop von Dr. D. allerdings, der immer neben einem Netzwerkterminal auf seinem Schreibtisch stand, wenn er im Büro war, und mit dem er sich bei Bedarf in das unternehmensweite Intranet einloggen konnte, hatte man schlicht vergessen.
Und damit nahm die „ewige Wiederkunft“ nach Nietzsche Gestalt an oder auch nur eine vermeidbare Redundanz. Wie auch immer, die Ergebnisse dieses Versäumnisses sollten nicht lange auf sich warten lassen
18. Dezember 2010 |
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