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Muss Ruhe haben
von Frederic Weiss >>
Geklärt?
Die Frage nach dem Sinn.
Das Haupt gebettet
in der Welten Schoß.
Wenigstens die Farbe scheint zu stimmen. So oder jedenfalls ähnlich stelle ich mir den Sandboden im Buschland vor: beige oder hellbraun muss er sein. In manchen Gegenden möglicherweise dunkelbraun oder sogar rot. Dort wo mein Vater tagaus, tagein hinter den Gitterstäben hin und her lief, sind die Planken des Wagenbodens abgewetzt und bleich gescheuert. In meiner Fantasie sieht der Erdboden in Afrika genau so aus. An meinem Schlafplatz blieb allerdings noch ein Rest der ursprünglich dunkelgrünen Lackierung erhalten. Diese Stelle glänzt sogar. Unsere Tatzen mögen zwar kratzen, das Fell jedoch poliert alle Oberflächen blitzblank. Jeder Quadratzentimeter dieses unseeligen Käfigwagens ist mir seit meiner Kindheit vertraut, ich bin schließlich hier geboren worden, im Gegensatz zu meinem, noch in freier Wildbahn lebenden Vater. Ich kann mir gar nicht so recht vorstellen, wie es wäre, in Freiheit zu leben, selbst zu jagen, ein eigenes Jagdrevier zu bestreiten. Wenn ich ehrlich bin, muss ich sogar zugeben, dass der Begriff "Freiheit" für mich gar keine Bedeutung hat. Es ist ein Wort, acht Buchstaben nur. Ein Mythos eben, etwas das man nur vom Hörensagen her kennt. Ich bewege mich tagtäglich im engen Zirkel zwischen Käfig und Arena. Das ist meine Welt. Übrigens wird für mich bestens gesorgt: der Mann mit den Zahnlücken schiebt mir regelmäßig eine halbe Ziege in den Käfig.
Lediglich Vaters Erzählungen während der langweiligen Zeit zwischen der Dressur und den Vorstellungen öffneten mir ein Fenster zur längst vergangenen Welt meiner Vorfahren. Mein Vater, "König der Savanne" |
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