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Kurzgeschichten > Wahre Geschichten
Nicht die, die auf dem Papier stand, sondern die, die darunter lag, nämlich, dass jemand keine Menschen hinterlässt, die um ihn trauern, sodass die Gemeinde sagen muss, dass wer ihn kannte, an der Beerdigung willkommen sei.
Am 7. April ging ich zu Fuss zum Friedhof im Dorf. Es regnete. Ich ging langsam, und unterwegs fragte ich mich immer wieder: Wie viele Menschen werden dort sein, überhaupt jemand nebst der Pfarrerin?
Es waren vier. Die Pfarrerin, der Sigrist und zwei weitere Personen. Vielleicht Nachbarn? Sie standen da in einer Haltung, diesem neutralen Dastehen, als sei es ein Termin, der erledigt werden muss.
Das Gemeinschaftsgrab war pflegeleicht. Eine grosse Steinstele, und zu ihrem Fusse eine Öffnung. Sonst nur Rasen, der nichts verlangt, und Steine. Keine Inschrift. Kein Name, an dem man hängen bleiben könnte. Nichts, was sagt: Hier liegt einer. Anonym wie sein Leben, ich fühlte erstaunlicherweise nichts.
Die Pfarrerin sagte etwas, das nicht über das Übliche hinausging. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Ein stilles, einfaches Leben. Dass wir Abschied nehmen. Dass Gott ihn aufnimmt. Es klang wie eine Form, die man ausfüllt, wenn man nichts konkret Fassbares hat. Vielleicht war es auch die einzige Möglichkeit, wenn man niemanden mehr hat, der etwas erzählen kann.
Dann wurde die Asche ins Gemeinschaftsgrab verstreut. Im wahrsten Sinne des Wortes: es war kurz und schmerzlos. Ein paar Minuten, ein paar Worte und Regen. Und dieses Fehlen, das lauter war als alles Gesagte.

Warum am Grabe schenkt man Blumen,
warum denn nur im Leben nicht?
Warum so sparsam mit der Liebe
und warten, bis das Herz zerbricht?
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