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reiner Schikane. Sie hatte weder Mann noch Kind. Aber auch meine Schwester K. durfte nach München fahren, obwohl auch sie „unbemannt“ und kinderlos durch den Orbit sauste. Außerdem fuhren meine Tante C. und meine Mutter mit. Meine Tante C. weinte ständig und konnte sich nicht damit abfinden, dass die Töchter ihrer Schwester beide in den Westen fahren durften und ihre Tochter nicht. Sie war untröstlich. Ein Drama.
Vorher.
Zwei Tage bevor ich nach München reisen sollte, erhielt ich in der Apotheke M., einen Anruf, in dem mir mein alter Kumpel S. mitteilte: Rate mal wo ich jetzt bin? Ich erwiderte: Du blödes Huhn, wenn du soo fragst, bist du sicher nicht mehr im Knast, sondern auf dem Kudamm und frisst Weintrauben… So war es in der Tat. S. war freigekauft worden und lebte jetzt in Westberlin. Außerdem säuselte ich ihm schelmisch ins Ohr: Und du weißt nicht, wo ich nächste Woche sein werde, haha. Ich erzählte ihm von meinem „Münchenvisum“ und wir verabredeten uns Bahnhof Friedrichstrasse, auf Westseite natürlich. Eine Nacht bevor mein Visum eigentlich galt. Wir dachten, ich dachte, mehr als zurückschicken werden sie dich schon nicht, wenn du dem Grenzer deinen Pass und dein Visum zeigst. Ich wollte mit S. unbedingt zu einem Neil Young Konzert und dann, tags darauf in den Zug nach München zu meiner Familie zusteigen. Ich war jung und ich wollte es erzwingen. Und es war meine einzige Chance. Natürlich monierte der Grenzer meinen Versuch aus der Genehmigung, eine Woche nach München fahren zu „dürfen“, noch einen 1 Tag „extra“ herauszuschinden, und ich wurde zurückgeschickt. Ich sagte leise, mehr zu mir, Neil Young spielt heute. Der Grenzer sah mich an und ich meinte in |
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