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Kurzgeschichten > Wahre Geschichten
Das Schloss heißt auch nicht mehr Schloss, es gehört zum Rittergut und ist Senioren-Residenz , das klingt für Ohorn einigermaßen angemessen. Da hat doch schon mal ein gestrenger Häuptling residiert. Preußen hatte seinen Friedrich und war's zufrieden. Ohorn war in dieser Hinsicht schneller, sozusagen Vorreiter, denn man hatte schon im 16. Jahrhundert auf einen Friedrich setzen müssen: „Friedrich der Strenge“. Das riecht nach Zucht und Ordnung und dürfte mit Freiheit nichts gemein haben.

Wenn man den riesigen Berg der Ohorner Poststraße erklimmt, landet man zwar auf einer Anhöhe, doch niemals bei der Post. Die gibt’s gar nicht. Geschichte. Die wurde weggependelt. Das Gebäude mit seinem Fachwerk steht noch an seinem angestammten Platz. Ja, die architektonische Physiognomie ist malerisch. Daneben steht die Schwester der dicken Berta. Die "Dicke Berta" passt nicht so recht in die übrige Häuserlandschaft. Auf dem Dach der Dicken ein Pickel, ein Aufsatz, und man grübelt, ob es sich nun um eine Wetterwarte der ARD handeln könnte oder ob da Beobachtungen am nächtlichen Ohorner Himmel angestellt werden. Verweilt man in den Abendstunden oder am Sonntag in der Nähe der Dicken, beginnt die Wetterstation manchmal zu läuten. Da sitzt sicher einer drin und schwenkt die Glocke für's Abendgebet. Nanu, aber wo ist die Kirche ? Ja, also ' ne Kirche gibt’s in Ohorn nicht, man soll's mit der Heiligkeit nicht gleich übertreiben wollen. Im hinteren Trakt wurde ein angebauter Betsaal geschaffen, er ist das Anhängsel einer ehemaligen Dampfmühle. So verwundert es nicht, wenn einige Ohorner zum Beten in die Dampfmühle rücken. Deshalb ist die Architektur so globig geraten.
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