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nach Bern zurück. Eine Frau spricht mich auf Spanisch an und lädt mich ein, mit ihr etwas trinken zu gehen. Ich sage zu und wir gehen in ihre Wohnung, wo sie mir auch Kokain anbietet. Ich schlage das Angebot nicht aus.
Am nächsten Morgen ist mir dann endlich bewusst, dass ich Hilfe brauche. Mit einer Psychologin gelingt es mir endlich, viele Gefühle in mir zu erkennen und zu benennen. Der Prozess ist anstrengend, aber heilsam und ich fühle mich schon bald viel stabiler. Ich beginne mein Studium zu mögen und setze mich endlich dafür ein. In dieser anstrengenden Zeit ist Nora in Mexiko. Ich melde mich nicht oft bei ihr, was sie nicht verstehen kann und wir schreiben uns ein paar aufgebrachte Mails. Schliesslich entschuldige ich mich, habe aber nicht das Gefühl, dass sie mir verzeiht. Nach ihrer Rückkehr schreibt sie sich für dasselbe Studium ein wie ich.
Die Missstimmung, die sich schon während Noras Abwesenheit angekündigt hat, verstärkt sich. Ich empfinde Nora als sehr unzufrieden und aggressiv. Das Studium langweilt sie und die schweizerische Mentalität geht ihr auf die Nerven. Sie beklagt sich oft darüber. Ich weiss nicht, was ich dem entgegnen soll und fühle mich auf unbestimmte Weise beleidigt. Wir treffen uns immer seltener und wenn wir uns sehen, sind wir uns kaum je einig, sprechen aber nie über die jedes Mal offensichtlicheren Meinungsunterschiede. Ich habe das Gefühl, ich erkenne sie kaum wieder. Es geht ihr sicher nicht anders, wir melden uns nicht mehr beieinander. Wir sehen uns manchmal mehr als sechs Wochen nicht.
Ich versuche immer wieder, unsere Distanz und unser Auseinanderleben anzusprechen, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. |
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